Entwicklungstrauma, Bindungsstörung
Kennen Sie das wiederkehrende Gefühl, dass Ihre Emotionen Sie überwältigen? Oder sind sie eher abgestellt? Vielleicht reagieren Sie in stressigen Situationen nicht ganz wie eine erwachsene Person? Fühlen Sie sich manchmal eher wie ein kleines Kind, dessen Bedürfnisse nicht erfüllt werden; nämlich trotzig, wütend, aufbrausend oder sehr nah am Wasser? Sie bewältigen Ihren Alltag nicht? Vielleicht fühlen sich extrem allein? OderSie können kaum eine Beziehung eingehen? Menschen gehen Ihnen aus dem Weg? Kontakt zu anderen Menschen fühlt sich bedrohlich an? Das alles können Anzeichen für ein Entwicklungstrauma sein.
Entwicklungstrauma und Bindungsstörungen entstehen durch:
- das nicht beantworten der Grundbedürfnisse eines jeden Menschen. Laut Laurenze Heller, der Begründer von NARM, gibt es 5 Grundbedürfnisse: Kontakt, Einstimmung, Vertrauen, Autonomie und Liebe Sexualität.
- Wenn die Eltern oder andere Bezugspersonen z.B.: überängstlich, nervös, unter Stress stehend, oder nicht verkörpert, psychisch oder körperlich krank sind, können sie die Bedürfnisse des Babys und des sich entwickelndes Kindes nicht abholen.
- die Eltern benutzen die Kinder für Ihre eigenen Bedürfnisse
- Gefühlsarmut der Eltern; Konflikte unterm Deckel halten
- auch religiöse Strömungen die zb. nur „glücklich sein“ erlauben
- stetiger Leistungsanspruch an das Kind; nur Kontakt über Leistung
- Kontaktarmut
- Verwahrlosung
- Gewalterfahrung
- sexuellen Missbrauch
- Drogenmissbrauch der Mutter (Schwangerschaft), oder der Kontaktpersonen
- Erniedrigung, Verachtung, Ablehnung, Wertlosigkeit
- Doublebind-Dynamik (etwas sagen und etwas anderes tun)
Das vegetative Nervensystem und Entwicklungstrauma
Die Erkenntnisse der Neurobiologie belegen, dass die Entstehung eines Entwicklungstraumas bereits im Mutterleib beginnen kann. Die vorgeburtliche Zeit und die ersten Lebensjahre formen die Grundmuster unserer Reaktionsweisen, unserer Beziehung zu uns selbst und zu unserer Umwelt. Aufgrund dessen entsteht wie wir uns als Erwachsene den Herausforderungen des Lebens stellen können. Eher mit einem Gefühl von Sicherheit und Urvertrauen oder eher mit Angst, Wertlosigkeit und Ohnmacht ? In den frühen Erfahrungen entwickeln sich synaptische Autobahnen im Gehirn, die unser Verhalten das ganze Leben durch bestimmen. Es sei denn, wir bauen neue Strassen, neue Verknüpfungen, durch neue Erfahrungen, in unserem Gehirn.
Die dänische Psychologin Dr. Susan Hart hat das Konzept „Neuroaffektive Entwicklungspsychologie“ entwickelt. Sie beschreibt das zum Zeitpunkt unserer Geburt der Teil des vegetativen Nervensystems (ventraler Vagus, Parasympatikus), der uns ermöglicht, uns selbst zu beruhigen, noch nicht ausgebildet ist. Dieser für gesunde Bindung wichtige Nerv entwickelt sich erst im ersten Lebensjahr. Entwicklungsgrundlage ist das ständige, wiederholende Beruhigen des Säuglings und Kleinkindes durch eine Bezugsperson, die sich selbst beruhigen kann. Leider fehlt den Menschen (Müttern) der heutigen „hochentwickelten“ Zeit, oftmals diese Kompetenz, im Sinne eines präsenten, sich selbst beruhigenden DA-SEINS.
Das Abspalten des Kontaktes zu sich und anderen ist im Ereignis eine richtige biologische Konsequenz. Dieser Schutzrefelex erschwert jedoch den Aufbau von tragfähigen Beziehungen im erwachsenen Leben. Das Entwicklungstrauma legt oft den Boden für weitere Traumata im Leben eines Menschen.
Veränderungsmöglichkeit? Ja es ist möglich !
Das Kind entwickelt aus der Not Überlebensstrategien, die dann das ganze Leben aktiv sind. All diese Überlebensstrategien( z.B. Perfektionismus) halten die Inbalance auch vom vegetativen Nervensystem aufrecht. Sie verhindern das wir nicht in der Lage sind unsere Bedürfnisse als Erwachsene Menschen wirklich zu leben. Bis wir unseren Weg beginnen und unser Bewusstsein für diese inneren Dynamiken öffnen. Über das Verständnis können wir ins Mitgefühl gelangen und damit beginnt ein Weg der Transmutation ( Veränderung aus sich selbst heraus)
Ja, es ist möglich, diese so wichtige Funktionalität eines verkümmerten ventralen Nervus Vagus zu stärken. Das passiert über die bewusste Wahrnehmung, Achtsamkeit nach innen und aussen und über das Erleben der spürbaren Veränderungen. Dadurch entstehen neue Verknüpfungen auf neuronaler Ebene. Neue Reaktionsmöglichkeiten entstehen. Die Fähigkeit mit uns selbst und anderen im Kontakt zu sein entwickelt sich. Wir lernen uns selbst zu beruhigen und zu entspannen und uns sicherer, freudiger und vertrauensvoller durchs Lebens zu bewegen. Mehr dazu finden Sie unter dem Stichwort: Ihr Traumaheilungsprozess
Meine persönliche Erfahrung: Am Anfang meines persönlichen Weges mit dieser Arbeit, lernte ich diesen Prozess selbst zu steuern. Im Laufe der Jahre bemerke ich immer mehr, wie der Körper seine Regulation von innen steuert. Gewisse Reaktionsweisen, unter denen ich früher litt, treten nicht mehr auf. Neue Möglichkeiten entstehen in Leichtigkeit. Das ist für mich eine wunderbare Ernte.